Emilie Kempin-Spyri-Preis für Zita Küng - 11.6.2021

Der Schweizer Anwaltsverband (SAV) hat Zita Küng am 11.6.2021 mit dem Emilie Kempin-Spyri-Preis ausgezeichnet.

Mit dem Emilie Kempin-Spyri-Preis ehrt der SAV Rechtsanwältinnen, Personen oder Organisationen, die sich in besonderem Masse um die Belange von Gleichstellung zwischen Frau und Mann in Beruf, Justiz, Politik und Gesellschaft verdient gemacht haben oder eine besondere Vorbildfunktion für Anwältinnen oder Anwälte haben.

Emilie Kempin-Spyri

Emilie Kempin-Spyri promovierte 1887 als erste Schweizer Juristin an der Universität Zürich. Damals durfte sie nicht als Anwältin praktizieren, da sie als Frau kein Aktivbürgerrecht besass, sie wanderte nach New York aus. Dank Emilie Kempin-Spyri wurde 1898 ein neues Anwaltsgesetz im Kanton Zürich eingeführt, das Frauen trotz fehlendem Aktivbürgerrecht ermöglichte, den Anwaltsberuf auszuüben. Sie ebnete damit Anna Mackenroth den Weg, die als erste Frau der Schweiz die neue Anwaltsprüfung ablegte und am 21. Januar 1900 den Befähigungsausweis als Rechtsanwältin erhielt.

Zita Küng: Die erste Emilie Kempin-Spyri-Preisträgerin

«Eine ausserordentlich mutige Frau» ist die erste Preisträgerin, Zita Küng. Die Zürcher Juristin hat ihr Leben in den Dienst der Gleichstellung von Frauen mit Männern in der Gesellschaft und im Recht gestellt. «Für Zita Küng stand das Faktische, das Aufbrechen der ‘patriarchalen Schwerkraft’, wie sie das allumfassende Phänomen der Machtstrukturen nennt, im Vordergrund», erklärt Jurymitglied Dr. Agnes Dormann. Als Gründungsmitglied der Organisation für die Sache der Frau (OFRA) wollte Küng seit der Frauenbewegung in den 80er Jahren die Gesellschaft fundamental verändern. Dies sei ihr gelungen, so Laudatorin Agnes Dormann: «Zita Küngs Engagements lesen sich wie ein Abriss der Geschichte der langsamen, immer noch laufenden rechtlichen Gleichstellung der Frauen in der Schweiz. Sie ist eine ausserordentlich mutige Frau, die mit ihren Mitstreiterinnen viel erreicht hat.»

 

ZK- EKS

 

 

„Wir Frauen sind im Kampfe um unser gutes Recht ...

leider vielfach auf falsche Bahnen gedrängt worden.

Statt frisch und fröhlich an unserem Werke zu arbeiten,

mussten wir Schritt auf Schritt die tollsten Vorurteile über unser Können besiegen.“

(Emilie Kempin-Spyri, 1897)

 

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Prix Courage des Beobachters für Natalie Urwyler - 2018

Der Beobachter hat Natalie Urwyler im 2018 mit dem Prix Courage ausgezeichnet.

Der Prix Courage ist eine Auszeichnung, welche die schweizerische Zeitschrift Beobachter seit 1997 verleiht. 

«Die Schweiz braucht Leute, die handeln, wo Zuwarten andere gefährdet, die laut werden, wo Schweigen Unrecht verdeckt, die ehrlich sind, wo Lügen leichter fiele», umschreibt Andres Büchi, Chefredaktor des Beobachters, die Idee für den Prix Courage.

Jedes Jahr prüft die Redaktion des Beobachters Vorschläge aus seiner Leserschaft, sichtet unzählige Medienmeldungen über mutige Taten und unerschrockenes Handeln zugunsten höherer Ziele. Dutzende Fälle werden nachrecherchiert, Hintergründe geklärt, unabhängige Zeugen befragt, bis feststeht, welche Personen und Taten besonders uneigennützig und mutig gehandelt haben. Dann stellt der Beobachter die seiner Ansicht nach überzeugendsten Fälle von Zivilcourage in einer Titelgeschichte der Zeitschrift und auf der Beobachter-Website vor.

Die einzelnen Taten zu werten ist weder für Jury noch für die Leserschaft leicht.: «Alle Kandidaten, die der Beobachter nominiert hat, haben diesbezüglich Herausragendes geleistet, die Nomination zum Prix Courage ist eine verdiente Auszeichnung dafür.»

Natalie Urwyler: Preisträgerin 2018

Für ihren Mut und ihre Hartnäckigkeit wurde Natalie Urwyler mit dem Prix Courage 2018 ausgezeichnet. Natalie Urwyler galt als Nachwuchshoffnung, als angehende Professorin, die an der berühmten Stanford-Universität geforscht hat. Sie arbeitete als Oberärztin am Inselspital – und sie verlor alles: Job, Karriere, Renommee. Sie verlor alles, weil sie in einem männerdominierten Umfeld den Mund aufmachte. Immer wieder, hartnäckig, mit Zivilcourage par excellence.  

Natalie Urwyler war bewusst, dass ihre Hartnäckigkeit zu mehr Feinden als Freunden führen würde; im ärztlichen Kader des Inselspitals sind 90 Prozent Männer beschäftigt, es geht hierarchisch zu und her, viele Chefärzte halten sich noch immer für Übermenschen – und benehmen sich auch so. Natalie Urwyler setzte sich – lange bevor sie selber Mutter wurde – wiederholt und sachbezogen für gleichwertige Karrieremöglichkeiten für Frauen, die Einhaltung des Mutterschutzes und den Schutz der Schwangeren ein. Aber für viele der Herren in Weiss hatte sie einfach eine zu grosse Klappe.  Als sie nicht bereit war, nach ihrem Mutterschaftsurlaub wieder 100 Prozent zu arbeiten, erhielt sie die Kündigung.

Sie zog vor Gericht, machte systematische Diskriminierung geltend und bekam von zwei Instanzen recht. Die Insel hätte sie wieder anstellen müssen, stellte sie aber «per sofort von der Arbeitspflicht frei». Natalie Urwyler arbeitet nun in einem kleinen Spital als Assistenzärztin. Mit Zivilcourage kämpfte Natalie Urwyler jahrelang für die Gleichstellung der Frauen in den Spitälern. Mit Mut zog sie die Kündigung der Insel vor Gericht – und erkämpfte damit für alle arbeitenden Frauen einen wichtigen Sieg. Noch nie zuvor hat eine Frau einen Konzern wegen Verletzung des Gleichstellungsgesetzes angeklagt, recht bekommen und hätte dadurch – eigentlich – wieder eingestellt werden müssen.  Natalie Urwyler sagt, ihr grosses Ziel sei nicht ihre persönliche Karriere, sondern dass ihre Tochter einmal bessere Bedingungen antreffen werde als sie.

 

NU-PC

 

«Alle Kandidaten, die der Beobachter nominiert hat,

haben diesbezüglich Herausragendes geleistet,

die Nomination zum Prix Courage

ist eine verdiente Auszeichnung dafür.»

(Beobachter Quelle: www.beobachter.ch/prix-courage/prix-courage-2018-die-gewinnerin-heisst-natalie-urwyler)